Titel des Hörstücks

Features

SWR2 Literatur: Durchs literarische Kurdistan

Sind es 500.000? Oder eine Million? Oder sogar zwei Millionen? Keine Statistik weiß, wieviele Kurden in Deutschland leben. Denn für die Statistik sind Kurden Türken. Egal, wieviele es sind, niemand von ihnen hat seine Sprache in der Schule gelernt. Und doch gibt es kurdische Literatur in Deutschland. Exilliteratur, geschrieben von wenigen isolierten Schriftstellern, verlegt von kleinen Verlagen, verkauft in Hinterzimmern von Cafés und Kiosken, in die sich kaum ein Deutscher verirrt. Autor Fritz Schütte unternimmt eine Expedition - durchs literarische Kurdistan, das nur zwei unbekannte Ecken weiter liegt.

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Der Weiße Hai im Kreidesee. Taucher auf Entdeckungsreise

An der Oberfläche sieht er aus wie viele Seen. Die Geheimnisse liegen tiefer. An Wochenenden steigen einige hundert Taucher in den Kreidesee in Hemmoor. Mit der Druckluftflasche auf dem Rücken erkunden sie Reste des Bergbaus, umkreisen ein eigens versenktes Flugzeug oder den Weißen Hai. Der ehemalige Polizeitaucher Holger Schmoldt und sein Team haben für die Tauchbasis schon viele Auszeichnungen erhalten, doch für Schlagzeilen sorgten Unfälle von Tauchern, die im Tiefenrausch die Übersicht verloren. Vorsicht ist oberste Regel beim Tauchen. Erste Schritte unter Wasser machen Anfänger im Pool einer Tauchschule. Der Kurs endet mit einer Prüfung. „Ich habe im Kreidesee jeden Stein umgedreht,“ sagt Holger Schmoldt. Seit einigen Jahren befährt er den See mit einem U-Boot.

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Eine lange Nacht über Albanien. Der Schriftsteller Bashkim Shehu

Ein Platzregen treibt mich in eine der Bars an der Uferpromenade aus geborstenen Betonplatten. Eilig schickt der Wirt einen Jungen los, der kurz darauf mit einem älteren Herrn zurückkehrt. „Ich heiße Vangjel. In welcher Stadt wohnen Sie? …“ Er habe sich selbst Deutsch beigebracht, erzählt er und weiß die Adresse seines Brieffreundes aus der DDR, mit dem er sich im Pionierlager angefreundet hat, auswendig. Das muss in den 50er Jahren gewesen sein, überlege ich, bevor der Vorhang zwischen Albanien und der UdSSR und ihren Verbündeten fiel. Vangjel klemmt meine Reisetasche auf den Fahrradgepäckträger und begleitet mich zur Fähre, die mich nach Italien zurückbringt. Seit meiner ersten Reise im Jahre 2001 kam regelmäßig zu Weihnachten eine Karte aus Durrës.

Am 17.Dezember 1981 erschütterte der Selbstmord von Ministerpräsident Mehmet Shehu das Land. Der schon paranoide Diktator Enver Hoxha behauptete, sein langjähriger Weggefährte sei ein Spion gewesen. Familienangehörige wurden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Einer der Söhne lebt heute in Barcelona. „Über die damaligen Geschehnisse ist alles gesagt“, findet Bashkim Shehu. „Ich bin Schriftsteller. Wir können über Literatur sprechen.“ Leider ist keines seiner Bücher auf Deutsch übersetzt. Mit den Kenntnissen aus einem Anfängersprachkurs und einem Wörterbuch mache ich mich an die Arbeit. Bashkim, erfahre ich, gilt als Stilist der albanischen Sprache. Das macht es nicht leichter. Doch die Mühe lohnt. Im Roman „Angelus Novus“ lese ich von Häftlingen, die sich Englisch beibringen, um Kant nach einer englischen Ausgabe zu übersetzen…

Ähnliches kenne ich doch irgendwoher… Als ich Vangjel auf einer späteren Reise besuche, ist er allein zu Hause. Seine Frau besucht den Sohn in Italien, auf der anderen Seite der Adria. An der Wand hängen eingerahmte Bilder, die ihm sein wieder aufgespürter Freund aus dem Pionierlager geschickt hat. Vangjel schaut Satellitenfernsehen und nimmt deutsche Volksmusiksendungen auf VHS-Kassetten auf. Sein Liebling ist Hansi Hinterseer.

Zwei Jahre darauf ist sein Handy abgemeldet. Ich kann Vangjel nicht erreichen. Ich frage in Durrës nach seiner Wohnung und stehe vor einer zusätzlich mit einem Eisengitter gesicherten Tür, auf der sein Name steht. Als niemand öffnet, schiebe ich einen Zettel mit einem Gruß unter der Tür hindurch.

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Extrem-Berglauf Auf die Spitze getrieben

Der Puls hämmert. Schweiß rinnt aus allen Poren. Die Karawane der Läufer schleppt sich zum Gipfel hoch. Die Strecke misst nur elf Kilometer, doch ab Kilometer 5 geht es steil bergauf. 1400 Höhenmeter.. Die Kunst besteht darin, jetzt noch einmal das Tempo zu verschärfen. Rund dreihundert Bergläufe gibt es im Alpenraum. „Erhalte dir immer den Blick für die Natur und genieße sie“, rät Kurt König. Er organisiert den Karwendel Berglauf, ist Teammanager der Nationalmannschaft und Sportfans bekannt durch seine Siege beim New Yorker Empire State Building Run-Up.

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Die Kunst der Loslassens-Bogenschießen und Selbsterfahrung

Der Schütze schließt ein Auge und schaut mit dem anderen durch die Zielvorrichtung. Sein Bogen ist ein hoch technisiertes Gerät. Neben dem Sportbogenschießen gewinnt das traditionelle Bogenschießen immer mehr Anhänger. „Treffen ohne zu zielen“ ist das Motto. So wie man einen Schlüssel ohne zu zielen ins Schloss steckt. „Intuitives Bogen-schießen“ ist Titel von Meditationskursen und Führungskräfteseminaren. Die Königsdisziplin des Bogenschießens ist das japanische Kyudo. Die Bewegungsabläufe sind genau vorgeschrieben. Wer sie verinnerlicht, wird treffen. Die Kunst des Bogenschießens gilt als tief reichende Auseinandersetzung des Schützen mit sich selbst.

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